Heimatdienst-Info

Die Burg Fluhenstein

 

Baugeschichte

Die Burg Fluhenstein wurde ab 1361 auf einer kleinen Felskuppe am Hang des Walten erbaut. Es ist jedoch unbekannt, wieso die Burg wehrtechnisch so ungünstig angelegt wurde.

Im Osten wurde ein Graben in den Berghang aus dem Fels geschlagen. Von dort aus ging eine Brücke auf eine Vorburg hinüber, von der aus man weiter in die Hauptburg gelangte. Der erste südliche Burgteil bestand aus einem aus Roll- und Bruchsteinen gemauerten Rundturm. Die ganze Burg hatte einen trapezförmigen Grundriss, der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aus der Geländeform, sondern aus dem späten Baudatum resultiert. Mit mehr als 31 Wohnräumen auf vier Stockwerken war die Burg ein imposantes Gebäude. Eine lange Mauerflucht bildete die talseitige Front. Die nach Osten liegende Umfassungsmauer ist im 20. Jh. weitgehend abgegangen. Die nachfolgenden Anbauten des Hochstifts Augsburg unter Bischof Friedrich von Zollern begannen um 1500 mit der Erweiterung der Kernburg um einen Nordflügel und die Burgkapelle St. Alexius, die bereits 1501 eingeweiht wurde.

Burg-Fluhenstein

Quelle: Broschüre über Burg Fluhenstein, Stadt Sonthofen

Nur 116 Jahre lang währte die Herrschaft des Adelsgeschlechts von Heimenhofen in der Burg Fluhenstein. Die Burg bestand aus einem halbrunden Wohnturm mit einem geräumigen westlichen Anbau. Der Grundriß war trapezförmig mit 47 Metern Länge, 22 Metern Breite und vier Stockwerken bis zu einer Höhe von 26 Metern. Die Chronik berichtet über eine sonnige gotische Täferstube mit toller Aussicht als Hauptwohnzimmer.

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Quelle: www.burgenregion.de

In der Amtswohnung des Landammannes später sah es eher kanzleimäßig aus. Es stand nur ein "Gautschenbettstätlin" (Schlafsofa) zur Gemütlichkeit im Raum.

Die Amtsburg des Hochstifts Augsburg 1477 -1769

Durch die Erbteilungen und die Überschuldung wird der Besitz der Oswaldschen Linie (derer von Heimenhofen) geschwächt und schließlich auch an das Hochstift Augsburg verkauft. Laut Chronik bleibt die Burg für fast 300 Jahre Amtssitz von 29 bischöflichen Landammännern ("Ammann" = Amtmann, örtlicher Vertreter des Regierenden).

Am 14.02.1525 plündert der "Sonthofer Haufen" (5000 aufständische Bauern aus dem ganzen Allgäu die Festung und beginnen damit den Bauernkrieg. Der Landammann Hans Nachtrueb kann nach Dillingen entkommen, verliert dabei aber seinen gesamten Besitz. Im Jahr 1540 verweigert der Leibeigene Jakob Heimenhofer die Abgabe der Leibsteuer und die Fastnachtshenne an das Hochstift. Daraufhin wird er auf der Burg seiner ritterlichen Vorfahren eingekerkert. 1546 besetzen die Schmalkaldischen Truppen des Schwäbischen Bundes die Burg. Im Allgäuer Bauernaufstand ziehen 1607 die Rettenberger Bauern vor die Burg und gruben dieser das Trinkwasser ab. Im 30-jährigen Krieg (1633) wird die Anlage von den Schweden belagert, aber nicht eingenommen. Handwerkerrechnungen dokumentieren 1685 und 1705 große Anbauten, Umbauten und Reparaturen. Um 1723 wird die Kanzleistube modernisiert. Im Jahr vor Aufgabe der Burg findet nochmals eine Renovierung statt. 1769 verlegt der letzte Ammann Georg Birk die Amtsgeschäfte in das bischöfliche Schloss nach Sonthofen. Die noch vollständig erhaltene Burg Fluhenstein ging im Rahmen der Säkularisierung 1803 an das Kurfürstentum Bayern und wurde von ihm an die Gemeinde Sonthofen zum Umbau zum Spital abgegeben. Aufgrund des zu großen Aufwandes (z.B. des Wegbaues dort hinauf), gibt der Markt Sonthofen die Burg Fluhenstein wieder an das Kurfürstentum Bayern zurück. Das inzwischen zum Königreich aufgestiegene Bayern verkauft 1806 das Schloss zum Abbruch für 4.321 Gulden an einen Burgberger Bauern, dessen Nachkommen diese heute noch besitzen.

Die Ritterzeit im Oberallgäu

Mit über 300 Befestigungsanlagen und erhaltenen Burgen und Burgruinen sowie einer Vielzahl von Burgställen ist das Allgäu eine der bedeutendsten Burgenregionen in Deutschland. Fast jede Ansiedlung hatte eine Fliehburg zum Schutz vor Angreifern. Mit der Bildung von selbständigen Grundherrschaften anstelle von Lehenswesen kamen im 13. und 14. Jh. viele Rittergeschlechter in das Illertal. Die Bauern mussten Abgaben, den "Zehnten", bezahlen, Fronarbeit für den Grundherrn leisten und wurden oftmals in die Leibeigenschaft gezwungen. Die bedeutendsten Herrschaftsträger der Region waren damals das Fürststift Kempten und das Hochstift Augsburg, die sich das Machtgefüge mit den zunehmend weltlichen Adelsfamilien aufteilten.

Ruine-Fluhenstein

Foto: S. Kracker / www.heimatdienst.de

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