Auf dem Schöneberg (heute Kalvarienberg) gibt es einen geheimnisvoller Platz. "Ein mythischer Ort" nannte die Künstlerin Elisabeth Geduld diesen Platz, der auf einem eindrucksvollen Ölbild auf der "Südlichen 2011" in Sonthofen zu sehen war. Es steht dort die Kriegergedächtniskapelle für die 113 gefallenen Sonthofer des ersten Weltkriegs. Die gleiche Anzahl Linden wurden vor über 90 Jahren im Kapellenbereich gepflanzt. Tief unter dem Bauwerk liegen Stollenanlagen des zweiten Weltkriegs. Etliche Sonthofer haben im Schutz dieser Anlage die heftigen Bombenangriffe überlebt.
Kapelle, Blick von Osten
Kapelle, Eingang, Blick von Westen
Im Berg fließt Wasser. Dies ist wahrscheinlich der Grund, daß im Kapellenbereich sich Kraftlinien kreuzen und damit ein besonderes Kraftfeld bewirken. Dieses kann mit der Wünschelrute gemessen werden. Schon die Sonthofer im 17. Jahrhundert haben dies festgestellt und dort nach dem Ende einer Pestkatastrophe einen Gedenkpavillon errichtet. An der damaligen Pestepidemie starb ein Viertel der Sonthofer Bevölkerung. Im Jahre 1924 wurde dieser Pavillon zur Kriegergedächtniskapelle umgebaut.
Das Bild links zeigt verschiedene Stationen aus dem Leben Mariens
Der Altar mit gekreuzigtem Jesus, Maria und Johannes
Das Bild rechts zeigt verschiedene Heilige aus mehreren Jahrhunderten, die sich für den Frieden eingesetzt haben
Schließlich sollte 1939 direkt bei dieser Kapelle ein KDF ("Kraft-Durch-Freude") Hotel für 2000 Gäste gebaut werden. In der weiteren Planung von 1943 wäre die Kapelle zu einem Bauwerk des "Heldenhain Sonthofen" umgewandelt worden. Gottseidank verschwand diese Planung mit der NS Diktatur im Orkus. In den Nachkriegsjahren verfiel die Kapelle immer mehr und sollte abgerissen werden. Durch den Heimatdienst Sonthofen wurde dies 1978 verhindert und ein neues Schutzdach aufgebracht. Die Kapelle blieb aber weiterhin gesperrt. Hedwig Reitschuster, eine gläubige und willensstarke Frau, hatte die Idee, die Kapelle mit Spendengeldern wieder herrichten zu lassen und einen Kreuzweg anzulegen. Sie sammelte genügend Geld und erreichte, daß allen Widerständen zum Trotz, ihre Pläne bis 1989 umgesetzt wurden. Ein entscheidender Grund für die Baumaßnahme war auch, daß die Stadt Sonthofen, insbesondere der damalige Bürgermeister Blaser, voll hinter der Idee der Kapellensanierung stand. Glücklicherweise gehörte die Grundfläche der Stadt Sonthofen. Es wurden schließlich auch die Bilder und Textideen von Frau Reitschuster, wenn auch nach erheblichem Widerstand, von der katholischen Kirche genehmigt. Viele Sonthofer Bürger und Firmen halfen in beispielhaften, teilweise kostenlosen Aktionen und Arbeitseinsätzen mit, daß dieses Gemeinschaftswerk vollendet wurde. In der Kapelle stehen heute wiederum Sanierungsarbeiten an. Als wichtigste Arbeit ist ein wertvolles Deckenfresko des Sonthofer Malers Robert Schraudolph zu restaurieren. Für diese Arbeiten wird noch ein privater Sponsor gesucht.
Deckenfresko von Robert Schraudolph
Vom Denkmalamt wurde kürzlich angekündigt, daß die Kriegergedächtniskapelle nun in die Denkmalliste aufgenommen wird. Die Kapelle ist ein ganz besonderes Bauwerk. Bestehend aus einem pavillonartigem Zentralbau mit Eckpilastern und Mansardenwalmdach im neubarocken Stil. Die älteren Gebäudeteile aus dem 17. Jahrhundert wurden 1924 beim damaligen Umbau mit integriert.
Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten aus Sonthofen und seinen Ortsteilen (1. Weltkrieg)
Text: Uwe Brendler, Fotos: Stefan Kracker, Heimatdienst Sonthofen