Heimatdienst-Info

Eine Sonderausstellung im Heimathaus Sonthofen widmet sich bis 21. April 2013 dem Schaffen des Sonthofer Malers, Karikaturisten, Mächler und Lebenskünstlers

Franz Blab

     Blab-malt

    Franz Blab arbeitet an einem Aquarell

 

Franz Blab, Zeichner, Karikaturist, Maler und Mächler, wurde als Sohn eines in Füssen stationierten Zöllner als 5. Kind von insgesamt 11 Kindern am 19. November 1917 in Augsburg geboren. Anfang des vorigen Jahrhunderts, war es ganz selbstverständlich, dass Franz wie seine Geschwister einen „g´scheiten“ Beruf erlernen sollte. Da er aber immer malen und zeichnen wollte, wurde er in eine Malerlehre bei Dekorations- und Kirchenmaler Meister Guggemos gesteckt.

Dass er 1942 zwei Semester auf der Akademie der Bildenden Künste in München zugebracht hatte, dort wohl auch den großen Maler und Zeichner Gulbransson kennenlernte, verschwieg er gern, denn dieses Thema rührte wohl auch an eine wunde Stelle, musste er doch sein Studium aufgeben, um in den Krieg zu ziehen. 1943 wurde er schwer verwundet und nach Sonthofen ins Allgäu versetzt. Dort heiratete er, gründete eine Familie, richtete sich heimisch ein und baute ein Haus sowie einen Malerbetrieb auf. Da blieb ihm keine Zeit und kein Geld mehr um zu studieren.

    Blab-Aquarell

    Aquarell von Franz Blab: Beilenberger Kapelle

 

Franz Blab war neben seinen beliebten Karikaturen auch bekannt und gefragt als Schnellzeichner. Das hat ihm so manche Verständigung besonders auch im Ausland erleichtert. Nach dem Motto: „Bilder sagen mehr als Worte“, konnte er mit seinem Zeichenstift in kürzester Zeit seine Gedanken seinem Gegenüber bildhaft verständlich machen. Nicht nur im Kleinen – kleine Skizzen auf Zettelchen oder gar auf Tischdecken – auch bei großformatigen Bildern war Franz Blab ein Könner: Seine vielen Bühnenbilder, die er nicht nur im Allgäu, speziell für die Stadt Sonthofen oder auch für das Theater in Hinterstein schuf, waren sehr gefragt. Sie werden heute noch bei diversen Theater-Aufführungen eingesetzt und zeigen einen humorvollen und künstlerisch frischen und sicheren Strich, der manchmal aus Zeitgründen auch gleich mit dickem Malerpinsel ausgeführt wurde. Mit einer Zigarre und am besten noch dazu mit einem Glas Rotwein ging alles mit großem Schwung gekonnt über die Bühne. Dann schuf er in kürzester Zeit oft ohne Vorzeichnung riesige Kulissen.

    Blab-Bühnenbild

    Das von Franz Blab gestaltete Bühnenbild zum Theaterstück "Die falsche Katze"

 

Die Figuren am Maibaum, der einige Jahrzehnte für die Stadt ein besonderes Alleinstellungsmerkmal war, wurden 2012 das letzte Mal angebracht. Übrigens war das der zweite Maibaum, den Franz Blab für seine Stadt gestaltet hatte, wie ein Film dokumentiert, der seinerzeit zur Stadterhebung gedreht wurde. Eine von diesen ersten Figuren hat die Familie Köhne-Blab als Erinnerungsstück erhalten. Jetzt wurde ein Teil der Figuren vom zweiten Maibaum quasi „eingemottet“.

Blab war nicht nur ein Künstler (auch wenn er sich selbst niemals so sah), er war auch ein Lebenskünstler und dabei ein sehr bescheidener Mensch. Sein Motto war: “Lieber a g´scheiter Handwerker als a vergrotener Künschtler!“. Das zeigt u.a. ein Fresko an seinem Haus am Bommerstall, auf dem er einen Wanderburschen mit bloßen Füßen zeigt, der einen Rollstuhlfahrer an sich vorbei ziehen lässt und sagt: „Ich war traurig, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einen sah, der keine Füße mehr hatte.“ Auch andere Lüftlmalereien von ihm zieren so manches Haus. Zum Beispiel in Hirschegg oder wenn man nach Hinterstein, Richtung Giebelhaus wandert, sieht man vom Konstanzer Haus um beide Hausecken herum die Geschichte dieses Hauses illustriert. Oder der von Kindern beliebte „Zirkus“ auf der Hausfront des Sonthofer Kindergartens Süd.

    Blab-malt-Fresko   

    Franz Blab verziert sein Haus mit einem Fresko

Franz Blab war ein allzeit hilfreicher Mensch. Er half, wo er konnte. Da war es ganz selbstverständlich, dass er für die verschiedensten Anlässe in Stadt und Land eingespannt wurde. Ganz besonders engagierte er sich im Heimatdienst, in der Theatergruppe, in der Sonthofer Fasnachtszunft SFZ, dessen Gründungsmitglied und späterer Ehrenpräsident er war, bei den Gebirgsjägern oder eben beim Gestalten oder Mächlern, welches er oft unentgeltlich ausübte.

    Blab-Heimathaus        Blab-Selbstkarikatur

    Links wird die anfängliche Sammelaktion von Gegenständen für´s Sonthofer Heimathaus mit einem Augenzwinkern dokumentiert, rechts daneben eine Selbstkarikatur

So hat er sich u.a. auch sehr verdient gemacht, bei der Renovierung der Oberrieder Kapelle, oder bei der Renovierung des Heimathauses von Sonthofen. Viel Kraft und Zeit hat er investiert, hat mit großem Enthusiasmus und einigen Freunden (z.B. Ludwig Ess, Albert Aßfalg) die Alt-Mummener-Krippe hinter Ettensberg/Blaichach ab- und im Heimathaus wieder aufgebaut und teilweise ergänzt.

Er wurde auch gern als der Sonthofer Karikaturist hingestellt. Beliebt und zu wahren Heiterkeitsausbrüchen herausfordernd sind seine mit spitzer Feder gezeichneten Beobachtungen, die er z.B. in diversen Rehas als Patient anfertigte, in denen er wegen einer Kriegsverletzung sein musste. Er karikierte nicht nur und malte und bastelte, er fertigte auch ganz bemerkenswerte Scherenschnitte an. Zur Ausübung dieser Tätigkeit kam er aber erst in seinen letzten Lebensjahren. Seine Kriegsverletzung machte ihm immer mehr und mehr Schwierigkeiten. Während eines Klinikaufenthaltes konnte er im Bett schlecht mit Farben hantieren. Also wurde eine spitze Nagelschere seiner Frau konfisziert.

    Blab-Scherenschnitt

    Ein Scherenschnitt von Franz Blab "Spaziergang im Wald"

 

Franz Blab verstarb am 20. September 1992.

In einem Nachruf im Allgäuer Anzeigeblatt ist zu lesen: „Mit dem Tod von Franz Blab hat Sonthofen einen außergewöhnlich beliebten und bekannten Bürger verloren, dessen künstlerisches Talent mit Feder und Farbe höchstens noch von seinem Humor übertroffen wurde. Jahrzehnte stellte der 74jährige seine Begabungen uneigennützig in den Dienst vieler Vereine und der Kommune. Vor drei Jahren (1989, Anm. d. Red.) hatte die Stadt Franz Blabs Verdienste um Volks- und Brauchtumspflege mit der goldenen Ehrennadel gewürdigt. [...]“

     Blab-Aquarell

    Aquarell von Franz Blab: "Schwarzenbach"

 

Text und Bilder: Wilfried Köhne, Heimatdienst Sonthofen, März 2013