Nun gibt es sie also, die neue Stadtchronik. Seit dem die von Hipper und Kolb verfasste erste Ausgabe1978 auf den Markt kam, hat sich doch einiges ereignet. Man darf auch nicht vergessen, dass die von Dr. Dürrwanger angeregte erste Chronik von Leuten geschrieben wurde, die sich eher auf die Zeit vor dem 19. Jahrhundert spezialisiert hatten, und die "neueren" Ereignisse in und um Sonthofen, wenn überhaupt, nur rudimentär vertreten waren. Als das erste Werk 1978 gedruckt wurde, wagte man sich desweiteren noch nicht an die Aufarbeitung des zweiten Weltkrieges heran, war dieser doch erst ungefähr 30 Jahre zuvor beendet worden, viele der beteiligten Personen waren noch am Leben.
Die Autoren bei der Buchvorstellung am 8. Mai 2013: Manfred Heerdegen, Yvonne Hettich, Astrid Schwarz und Eva Veit. Das Bild wurde freundlicherweise von Sonja Karnath zur Verfügung gestellt.
Per Stadtratsbeschluss wurde 2009 eine zweite Ausgabe der Stadtchronik ins Leben gerufen, die sich hauptsächlich mit dem 20. Jahrhundert befasst. Die Autoren Manfred Heerdegen, Yvonne Hettich, Astrid Schwarz und Eva Veit haben alle Geschichte mit unterschiedlichen Schwerpunkten studiert. Daher sind sie mit der Nachforschung von Quellen und deren Belegung bestens vertraut. Dies führt zu einem hohen Niveau des Buches. Falls Sie jedoch eine wissenschaftliche Abhandlung in Fach-Chinesisch erwarten, werden Sie enttäuscht sein: Die vorliegende Stadtchronik liest sich spannend wie ein Krimi. Es scheint fast unglaublich, was sich in den gut hundert letzten Jahren alles ereignet hat. Es erfolgt sogar ein kurzer Rückgriff auf die letzten 8000 Jahre seit der Mittleren Steinzeit. Was das Buch richtig gut macht, sind die über 100 teils farbigen Bilder, so dass man sich problemlos in die vergangene Zeit versetzen kann. Ein Bild sagt ja manchmal mehr als 1000 Worte. Die Autoren haben dabei nicht nur die Ereignisse in Sonthofen zeitlich geordnet aneinandergereiht, sondern diese auch in Verbindung mit anderen Ereignissen in der Gegend, bzw. der Weltgeschichte gebracht. Das ursprünglich für 200 Seiten gedachte Buch wurde trotz der Limitierung auf das Wichtigste nun knapp 300 Seiten dick. Ein Muss für alle, die gerne wissen wollen, warum manche Dinge in Sonthofen so sind, wie sie sind, wie es dazu kam. Die Sonthofen nicht nur als irgendeinen beliebigen Wohnort begreifen, sondern vielleicht sogar als Heimat. Und über seine Heimat sollte man ein wenig Bescheid wissen.
Das Buch gliedert sich in folgende 4 Hauptteile, mit einer Auswahl an Unterkapiteln.:
Kleiner Rundgang durch Sonthofen; Geschichte bis zum Übergang an Bayern und weiter bis zum Ersten Weltkrieg
Erster Weltkrieg, Revolution und Weimarer Republik; Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg; Sonthofen nach dem Zweiten Weltkrieg; Geschichte Sonthofens ab 1994
Bevölkerung im Wandel des 20. Jahrhunderts; Wirtschaft (mit Details); Städtebauliche Entwicklung; Bürgerkultur und Ehrenamt; Tourismus und Sport; Kindheit und Jugend in Sonthofen; Gesundheit und Altenpflege; Kirchen und religiöse Gemeinschaften
Zeittafel der Geschichte Sonthofens; Bürgermeister und Stadträte; Ehrenträger; Vereine, aktive Stiftungen; Personen-, Sach- und Ortsregister; Literaturverzeichnis;
Das Buch kostet knapp 30 Euro und ist beim Allgäuer Anzeigeblatt, dem Gästeamt im Rathaus und im Heimathaus Sonthofen erhältlich.
Die neue Stadtchronik ist von der Allgäuer Druckerei Eberl auf hochwertigem und umweltverträglichem (=kompostierbaren) Papier klimaneutral gedruckt und genügt den höchsten Umweltstandards.
Manfred Heerdegen, M.A.
Studium der Neureren und Neuesten Geschichte, Alte Geschichte und Politikwissenschaften in Augsburg. Er ist als Historiker, Archivar und Museumsführer hauptsächlich im Allgäu tätig. Forschungsgebiete: Regionalgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Vertreibung und Integration nach dem Zweiten Weltkrieg.
Yvonne Hettich, M.A.
Studium der Geschichte in Augsburg, Mitbegründerin der Stadtteilzeitung von St. Mang, freiberufliche Gestaltung in Form und Layout. Verantwortlich für die historischen Inhalte der Stadtteilzeitung.
Astrid Schwarz, M.A.
Studium der Geschichte und Volkskunde in Augsburg. Seit 2000 freiberuflich im Bereich der Museumsdokumentation und Ausstellungsprojekten. Die neueren Präsentationen im Heimatmuseum wurden von Frau Schwarz mitgestaltet. Zu Ihren Interessen gehört die Tourismusgeschichte.
Eva Veit, M.A.
Studium der Neueren und Neuesten Geschichte in Augsburg, vor allem auf dem Schwerpunkt Drittes Reich und Nationsbildung. Sie arbeitet als Journalistin und Historikerin.
Text: Stefan Kracker, Heimatdienst Sonthofen, Bilder: Sonja Karnath, mit freundlicher Erlaubnis