Am Tag des offenen Denkmals 2013 hat Uwe Brendler bei einer einstündigen Führung den Sonthofer Friedhof erklärt. Er begann in der Friedhofskapelle, wo drei wertvolle Gemälde aus dem 13. und 15. Jahrhundert hängen, ging bei einigen besonderen Gräbern im "alten Friedhof" weiter und endete beim Grabdenkmalmuseum.
Friedhofskapelle Sonthofen (Foto: Sonja Karnath)
Der aktuelle Friedhof ist schon ziemlich alt, aber der erste war es in Sonthofen bei weitem nicht: In Sonthofen wurde anlässlich von Bauarbeiten beim früheren Hotel Sonne (heute das griechische Restaurant "Poseidon") zwei Alamannengräber aus dem 7. Jahrhundert freigelegt. Dort befand sich wahrscheinlich der Reihengräberfriedhof, der im Bereich der anschließenden Bebauungen zerstört wurde. Auf der Stelle der in 300 m Entfernung liegenden heutigen Stadtpfarrkirche St. Michael, der Urpfarrei im Oberallgäu, wurde im 8. Jahrhundert eine kleine Kirche, wahrscheinlich aus Holz, gebaut. Karl der Grosse hatte im 9. Jahrhundert angeordnet, dass Tote nur noch in einem Friedhof an einer christlichen Kirche bestattet werden dürfen. Dieser hatte mit einer Mauer umgeben zu sein, mit in den Boden eingelassenen Viehgattern gegen Tiere gesichert. Dort wurde um das Kirchlein ein geweihter Friedhof angelegt, der bis zur Säkularisation 1804 Bestand hatte. Diese Kirche hatte ein Begräbnisrecht für Ihre Patronatsherrn erhalten.
Den Herren von Heimenhofen der Linie zu Fluhenstein wurde ein Erbbegräbnisrecht unter der rechten Kirchenseite, die Linie zu Burgberg unter der linken Kirchenseite. Über den Gräbern befanden sich die Betstühle der Patronatsfamilien.
Uwe Brendler vor Gedenktafeln ehemaliger Sonthofer Geistlicher
Bereits 1580 beantragte die Landgemeinde Sonthofen eine neuen Friedhof außerhalb des Ortes. Dieser Friedhof wurde bereits 1583 mit einer kleinen Kapelle eingeweiht. Die Mauern des "alten Friedhofs" kommen noch aus dieser Zeit. Viele Sonthofer wollten allerdings weiter im Friedhof bei St. Michael beerdigt werden. Nach dem 30-jährigen Krieg diente der neue Friedhof auch als Pestfriedhof, in dem das an Pest verstorbene Viertel der Sonthofer Bevölkerung beigesetzt wurde. Zusätzlich bekamen in Berghofen bei der St. Leonhardkirche auf dem Bichel 22 Pestopfer ihre letzte Ruhestätte. 1804 wurde der Innerortsfriedhof im Rahmen der Säkularisation aufgegeben. Einzelne Grabsteine und Eisenkreuze sind noch erhalten und können heute im Heimathausgarten besichtigt werden. Die früheren künstlerisch gestalteten Grabsteine enthalten nicht nur -wie zur Zeit üblich- Namen und Geburts- und Sterbejahr, sondern teilweise eine kurze Lebensbeschreibung des Verstorbenen. Der Heimatdienst hat die Texte von Pfarrer Gohl entziffern und übersetzen lassen, diese im Heimathausgarten nun neben den Grabsteinen zu lesen. 1825 wurde die Kapelle im heutigen Friedhof neu errichtet. Aus der alten Kapelle wurden Altartafeln und ein Wandbild übernommen.
In der Friedhofskapelle sieht man auf der linken Seite Tafeln, die beidseitig bemalt sind. Sie datieren in die Frührenaissance um 1520/30. Der Stil ist ähnlich dem von Albrecht Dürer. Die Herkunft der Bilder ist bis heute noch ein Rätsel: stammen sie aus der Burgkapelle von Fluhenstein oder wurden sie anlässlich einer Altarerneuerung von St. Michael in die Friedhofskapelle überführt? Fachleute nehme an, dass die Tafeln nicht aus Fluhenstein kommen, da diese in der dortigen Kapelle gar nicht Platz gehabt hätten. Um den Bau der Friedhofskapelle herum wurden allerdings auch keine grösseren Massnahmen in St. Michael dokumentiert. Auf den Rückseiten der Tafeln findet sich unter anderem eine zerstörte Burg, die ein anderer Künstler gemalt hat. Die dargestellten Burgen erinnern an Rothenfels und Laubenberg-Stein, wurden jedoch vom Maler mit zusätzlichen Türmen und Attributen ausgestattet. Die Vorderseite der Tafeln sind wahrscheinlich vor den Bauerkriegen, die Rückseiten nach den Bauernkriegen gemalt worden. Die Kunstwerke sind einmalig und sehr wertvoll. Es müssen dringend Restaurierungsarbeiten ausgeführt werden.
Altertafeln: links beidseitig bemalt (Foto: Sonja Karnath)
1) " Sei gegrüßt, Maria , voll der Gnade, der Herr ist mit Dir"
2) "Siehe (ich bin) die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort"
links Huldigung der Hirten
rechts: Huldigung der Magier (3 Könige) Es sind dort unter anderem die Kindstötung durch Herodes gemalt Frührenaissance 1520/30, Dürerähnlich, 2Burgen erinnern an Rothenfels und Laubenberg-Stein
Gemälde: Altarbild alte Kapelle:
Maria und die Hl. Sebatian und Rochus als Fürbitter vor Christus , rechts unten Bischof, Papst, Fürst,rechts Kranke mit Totenköpfen und Geißeln, Frührenaissance , Maler Paul Zeitler, Reutte, frühes 18.Jahrh.
Links Bischof, Papst, Fürst, Rechts Kranke mit Totenköpfen und Geißeln .Ehem. Altarbild alte Friedhofskapelle. Frühes 18. Jahrhundert, Barock, Maler Paul Zeitler Reutte i. Tirol
Sonthofer Grabmalmuseum: Im Grabmalmuseum an der Friedhofsdurchgangstraße sind 20Grabmale von aufgegebenen Gräbern aufgestellt. Alle Grabsteine müssen nach Aufgabe der Gräber vom Friedhof entfernt werden. Sie werden dann zwangsläufig zerstört.
Das Grab der Familie Althaus
Die Friedhofsverwaltung war bereits vor 30 Jahren der Meinung, dass Grabsteine, die vom Aussehen her etwas besonderes seien, erhalten werden sollten. Es sind Grabsteine ab Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese sind nicht denkmalgeschützt, da sie zwar die Grabsteinkultur dieser Zeit exemplarisch vermitteln, aber keine schützenswerten künstlerische Details enthalten. Es sind Grabsteine, die dem Zeitgeschmack der Angehörigen entsprechen und interessant aussehen. Die Steinmetze setzten die Vorschläge der Angehörigen zur Steingestaltung um. Dadurch entstanden zwangsläufig Monumente, die teilweise "eine wilde Mischung" verschiedene Stile enthalten. Grabsteinmonumente sind auch eine Frage des Geldes. Reiche Bürger können sich grössere Grabsteine oder Monumente leisten und auch die Grabstätte der Familie wesentlich länger vorhalten. Es liegen keine schriftlichen Unterlagen über diese Steine vor. Der Steinmetzmeister Herbert Herz war so freundlich, uns für jeden Stein ein paar Hinweise zu geben. Hier geht es zum Grabmalmuseum.
Wir bedanken uns bei Sonja Karnath für die Erlaubnis, ihre Bilder einzubinden. Andere Fotos: Stefan Kracker