Die angestammte Sonthofer Tracht starb mit dem Einzug des technischen Zeitalters im 19. Jahrhundert aus. Das bayerischen Königshauses veranstaltete im Allgäu Jagden. Zusammen mit der von Bayerisch Zell ausgehenden und von König Ludwig II. geförderten Trachtenbewegung kam daher die altbayerische Gebirgstracht ins Allgäu und fand hier dank des Fremdenverkehrs Eingang und Förderung durch die gegründeten Trachtenvereine. Die Gebirgstracht ist hier näher beschrieben.
Da die alte Tracht nicht mehr existierte, ging man an die Schaffung
einer erneuerten allgäu-schwäbischen Tracht. Das Trachtenvakuum von rund 100
Jahren mußte behutsam überbrückt und eine Trachten nach alten Vorbildern
zeitgemäß weiterentwickelt werden. Der Heimatdienst bildete einen Ausschuß, der
bis 1952 ein klares Konzept erarbeiteten sollte. In einer Niederschrift vo 1952
heißt es, daß die Heimatfreunde in Immenstadt und Thalkirchdorf eifersüchtig
darüber wachten, daß die Sonthofer keine Muster aus ihren Entwürfen übernahmen.
Folgende Trachten kamen dabei heraus:
Die Tracht der Frau wird aus hoch wertigem Material wie
Wolle, Brokat und Seide in den Farben blau, rot, kupfer, warmes braun, violett
und weinrot hergestellt. Der Rock wird in zwei verschiedenen Längen gearbeitet.
Bei festlichen Anlässen wie Hochzeiten, Umzügen und dergleichen wird der Rock
wie auch die Schürze bodenlang getragen. Ansonsten soll die Länge etwa bei der
Wadenmitte abschließen. In der Taille wird er dreimal von Hand gereiht, über
dem Saum werden drei Säumchen im Abstand von einigen Zentimetern gesteppt. Die
Weite des Rockes soll mäßig sein, etwa drei Meter betragen. Das Mieder, in der
gleichen Stoffart, mit Metallfäden bestickt, oder aus Brokat, muß immer im
gleichen Schnitt und genau nach der Figur gearbeitet sein, also einen
enganliegenden, tadellosen Sitz vorweisen. Mit Goldborten wird das Mieder
eingefaßt. In die Brustabnäher sind je 4 Silberhaken eingesetzt, in die eine
Silberkette geschnürt werden kann. Die Schürze soll um Mieder und Rock gut
passend sein. Die Bänder sollen seitlich vorn gebunden werden. Die Bluse als
Naturmaterial wie Leinen kann mit Sattel oder mit einer glatten Form im Sommer
kurzärmlig, sonst mit 3/4 Ärmeln getragen werden. Der Spenzer, ganz aus
Watteline gearbeitet und im Karomuster gesteppt, schließt vorne nur
gegeneinander mit Hakenverschluß und hat einen kleinen Stehkragen. Die Ärmel
sollen oben etwas gereiht sein. Das Häubchen als Kopfbedeckung ist etwa zum
Mieder passend bestickt. Zur Festtagstracht kann eine Radhaube oder Reginele
getragen werden. Zur Vervollständigung gehört ein Beuteltäschchen für die
notwendigen Kleinigkeiten und ein Schirm im Trachtenstil für Sonne oder Regen.
Unsere Heimattracht wird aus dunkelgrauem und
weinrotem Trachtenkerntuch hergestellt. Die Hose Ist ohne Aufschlag und mit
normaler Weite verarbeitet und wird größtenteils nur bei Festlichkeiten
getragen. Andernfalls wird die lederne Kniebundhose vorgezogen. Die leichttaillierte
Jacke hat eine mäßige Länge und ist ringsum im gleichmäßigen Abstand 2 cm vom
Rand entfernt zweimal schmal gesteppt. Selbst bei den Ärmeln wiederholt sich
diese Stepplinie 9 cm von der unteren Kante entfernt. Der angeschnittene
Stehkragen und die beiden eingearbeiteten Pattentaschen geben der Jacke die
besondere Note. In der Taille wird sie mittels einer fast unsichtbaren
Innenspange gehalten. Der Zwischenraum von 2 cm in der vorderen Mitte läßt die
weinrote Weste mit ihren 16 Silberknöpfen zur Geltung kommen. Vier
Paspeltaschen und der bogenförmige Ausschnitt der Halspartie geben einen
besonderen Effekt. Der Westenrücken ist im Gegensatz zu anderen Westen nicht
aus Futter, sondern auch aus Stoff. Das schmale schwarze Band wird unterm
Hemdenkragen kravattenähnlich getragen und gibt der Tracht die
Vollständigkeit."
Die Sonthofer Tracht fand wegen ihrer schmucken Eigenart überall großen Beifall. Bei den Frauentrachten hat man darauf geachtet, daß jede Frau die Farbe der Tracht wählen kann, die ihr am besten steht. Eine Eintönigkeit wurde damit von vornherein vermieden.
Wer von der Tracht begeistert ist, sich aber noch nicht für die Anschaffung entscheiden möchte, kann unter Umständen vom Heimatdienst übergangsweise eine Leih-Tracht erhalten.
Auskünfte erteilt die im Heimatdienst-Ausschuss für Trachtenfragen Zuständige Christa Fischer (Tel. 08321/83920)
Sonthofer Trachten!