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Brauchtum

Eggaspiel (mehr...)

Das Eggaspiel ist ein uralter Sonthofer Brauch, der seinen Ursprung in vorchristlicher Zeit hat. Bis ins 18. Jahrhundert wurde dieses stumme Spiel hier aufgeführt, bevor es für viele Jahrzehnte in Vergessenheit geriet. 1955 ließ der Heimatdienst Sonthofen das Eggaspiel wieder aufleben. Es findet es alle drei Jahre am Funkensonntag statt. 16 Spieler in prächtigen Holzmasken stellen die Geschichte dar, die von einem Herold erklärt und kommentiert wird.

Auf einem Hof gehen die Bauersleute ihrem Tagwerk nach, als plötzlich die Hexe dazwischen wirbelt und mit ihrem derben Unfug die Arbeit zunichte macht: Sie scheut die Pferde auf, zerbricht Geschirr und Gerät und lässt Milch und Speisen verderben. Erst als die Bauersleute die Ursache ihres Unglücks erkennen und die "wiaschte (hässliche) Hex" fangen, wendet sich die Geschichte zum Guten. Die Hexe wird in eine "Sautrukhe" gesperrt, wo sie nun symbolisch auf den Feuertod am Funken warten muss.

Das Eggaspiel symbolisiert die ewige Auseinandersetzung des Menschen mit den unberechenbaren Kräften der Natur. Besonders in vorchristlicher und heidnischer Zeit machte man dämonische Kräfte für die Widrigkeiten der Natur verantwortlich. Die Gestalt der Hexe verkörpert diese dämonischen Kräfte. Ihr Tod bedeutet das Ende des Bösen und das Erwachen des Frühlings.Die vom Volkskundler Felix Dahn stammende Beschreibung des Eggaspiels aus dem Jahre 1863 ist  im Buch "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus II", S. 82 bis 84, nachzulesen. Interessant sind  die in einer Fußnote enthaltenen Dahn'schen Ausführungen zum Alter des Eggaspiels. Weiterhin gibt es eine Deutung von Prof. Wirth und Gabriele Wurm (mehr)

 

Eggaspiel

Eggaspiel: die Hexe bringt alles durcheinander

Alemannische Hexengruppe

Wenn sich am Fasnachtsdienstag der Fasnachtsumzug durch das Sonthofer Stadtzentrum bewegte, war auch jeweils die Hexengruppe des Heimatdienstes Sonthofen mit von der Partie. Mit ihren von dem Hobbyschnitzer Xaver Miller gefertigten herrlichen Holzlarven verkörpern sie in besonderer Weise das alemannische Element der Sonthofer Fasnacht.

Die Hexen gesellten sich erstmals im Jahr 1986 zu den vielen am Fasnachtsumzug beteiligten Mäschkerle und Fasnachtsbutzen. Die Gruppe ist längst zum festen Bestandteil der ausgelassenen "Prozession" geworden.

Das Rollenverständnis einer Hexe erfordert es, dass sie Unfug treibt. Deshalb sind die maximal 35 Hexen permanent in Bewegung und beziehen insbesondere auch die Zuschauer mit in ihren Aktionskreis ein. Mit harmlosen Späßen bringen die Heimatdienst-Hexen Bewegung in die Zuschauerkulisse.

Nur die Zuschauer in heiterer Weise zu attakieren ist aber keineswegs das einzige Ziel des Heimatdienstes. Vielmehr geht es dem Verein darum, den kulturhistorschen Hintergrund wieder etwas stärker in das örtliche Fasnachtsgeschehen mit einzubringen. Die alemannischen Fasnachtselemente sind im südlichen Oberallgäu - im Gegensatz zum benachbarten Vorarlberg, dem württembergischen Allgäu und dem Bodenseeraum - nämlich ziemlich rar.

Maibaumaufstellen

Nach drei Jahrzehnten seit 1979 wurde in Sonthofen wieder ein Maibaum aufgestellt und die alte Tradition in Sonthofen wieder belebt: Am 1. Mai 2009 fand auf dem ursprünglichen Platz auf dem Marktanger wieder eine Maibaumfeier statt. Zuvor wurde der langjährige Brauch der Maibaumaufstellung schon einmal 1938 eingestellt und durch den Heimatdienst nach 25 Jahren ab der Sonthofer Stadterhebung von 1963 bis 1979 wieder gepflegt. Zusammen mit dem GTEV Edelweiß, dem THW Sonthofen und der Stadt Sonthofen veranstaltet der Heimatdienst einen traditionellen Festablauf mit dem Tanz der Trachtenjugend und einem Kinderprogramm zum Mitmachen. Die Bewirtung übernehmen die Trachtler und der Ortsverband des Technischen Hilfswerks, den musikalischen Rahmen gestalten Volksmusikanten oder Sonthofer Blaskapellen. Sorgfältig aufbewahrt hat der Heimatdienst die zum Festanlaß 1963 eigens gefertigten Tanzfiguren und Tier- und Blumendarstellungen sowie das Sonthofer Stadtwappen der bekannten Künstler Franz Blab und Arnulf Heimhofer. Da diese in die Jahre gekommen und nicht mehr restaurierungsfähig sind, werden sie passend zum 50-jährigen Stadtjubiläum ersetzt. Bänder in den Stadtfarben gelb und rot werden die beiden Kränze mit 2 bzw. 3 Metern Durchmesser beleben. Eine lange Girlande windet sich über 20 m Länge um den Baum herum. Die Sonthofer Maibäume sind bis an die 40 Meter hoch. Eigentlich setzen sie sich aus zwei Bäumen zusammen: ein unterer, langer Teil und ein oberer kürzerer Teil mit dem Wipfelbuschen, der an den unteren Teil "angestiftelt" wird.Die Geschichte des Maibaums reicht im Allgäu bis in die keltische Zeit mit dem Fest des Sommerbeginns "Beltene" hinein. Die heutige Form des Maibaumbrauchs ist seit 800 Jahren überliefert, in der die vermeintlich heidnische Tradition in eine christliche Umformung gebracht wurde, den "himmelwärts gerichteten Maibaum". Machtpolitischer Anspruch und religiös-naturmystische Bedeutung spielen von Beginn der Maibaumhistorie ineinander. Aber die typischen Elemente -entrindeter Stamm, naturgrüner Wipfelbuschen, Kränze und andere Fruchtbarkeitssymbole- blieben trotz der Bedeutungsverschiebung erhalten.